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Nutzungsänderungen von Wiesen, Weiden und Ackerflächen

Im Westerwald ist der Flächenanteil von Wiesen und Weiden im Vergleich zu anderen Regionen in Rheinland-Pfalz und Deutschland sehr hoch. Der hohe Anteil an Grünland sowie die zahlreichen Hecken und Gehölze, die baumbewachsenen Bachtäler, ausgedehnten Laubmischwälder und die teils noch ländlichen Dorfstrukturen wirken sich positiv auf die örtliche Tier- und Pflanzenwelt aus. Dennoch sind der Artenschwund und die Abnahme der Biodiversität auch im Westerwald allgegenwärtig. Der Flächenverbrauch für neue Straßen, Wohn- und Gewerbegebiete ist nach wie vor hoch und nur in absoluten Ausnahmefällen werden versiegelte Flächen wieder zurückgebaut. So ist die Extensivierung der landwirtschaftlichen Flächen eine wichtige Stellschraube, um etwas gegen den regionalen Artenrückgang im Westerwald tun zu können.

"Da eine Extensivierung von Landwirtschaftsflächen in den allermeisten Fällen mit Ertragseinbußen für die Landwirte verbunden ist, muss ein finanzieller Ausgleich bzw. Anreiz geschaffen werden, wenn es zu einer flächendeckenden Verbesserung durch Nutzungsänderungen auf ökologischer Ebene kommen soll" ist Philipp Schiefenhövel, Naturschutzreferent der Masgeik-Stiftung, überzeugt. Einen solchen finanziellen Ausgleich oder Anreiz stellen der Vertragsnaturschutz seit vielen Jahren und seit diesem Jahr auch die neue "gemeinsame Agrarpolitik" (GAP) in gewissem Umfang zur Verfügung. Während die GAP vielen Natur- und Artenschützern nicht weit genug und vielen Landwirten zu weit geht, bietet sie dennoch die Chance mit den neuen Ökoregelungen und Förderprogrammen des Vertragsnaturschutzes etwas Positives für die regionale Biodiversität umzusetzen.

So hat die Familie Müller aus Niederahr, die seit etlichen Jahren viele Wiesen und Weiden bewirtschaftet, einige weitere ökologische Bewirtschaftungen in ihren betrieblichen Ablauf aufgenommen. Neben der Umwandlung einer zuvor intensiv genutzten Ackerfläche zu einer extensiver bewirtschafteten Fläche hat Familie Müller mehrere Altgrasstreifen auf von ihnen bewirtschafteten Wiesen sowie einige Blühstreifen auf ihren Ackerflächen eingerichtet. Die Ortsgemeinde Niederahr und der Ortsbürgermeister Jürgen Eulberg unterstützen die örtlichen Landwirte in ihren Vorhaben so gut es geht und stellen ihnen, wo dies möglich ist Flächen der Ortsgemeinde zur Verfügung.

Auch die Ortsgemeinde Molsberg, rund um deren Bürgermeister Dieter Glässer, hat die Nutzung einer gemeindeeigenen Weidefläche extensiviert. So fand ein Gespräch mit der örtlichen Landwirtsfamilie Heep statt, die eine zuvor intensiv genutzte Weide nun von der sommerlichen Beweidung auszäunt, um diese erst spät im Jahr für einen kurzen Zeitraum einmalig abweiden zu lassen. Die notwendigen Eichenspaltpfosten zur Auszäunung der Weide werden von der Ortsgemeinde bereitgestellt.

Als ein weiteres Positivbeispiel ist die Ortsgemeinde Zehnhausen mit Ortsbürgermeister Andreas Zeis zu nennen, die in enger Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Landwirten ebenfalls eine große Viehweide in mehrere Parzellen mit Eichenspaltpfosten aufgeteilt hat. Auch hier werden die drei Meter breiten Streifen zwischen den neuen Weideparzellen nur einmal jährlich - spät im Jahr- abgeweidet. Auf den extensiv genutzten Brachstreifen haben Blütenpflanzen und Insekten nun länger Zeit sich zu entwickeln und können von Wiesenbrütern und Kleinsäugern als Nahrungsraum und ggf. Niststandort genutzt werden.

Die neue Agrarförderung der Gemeinsamen Agrarpolitik und die Agrar-, Umwelt- und Klimamaßnahmen des Landes Rheinland-Pfalz bieten den Landwirten viele Möglichkeiten und Anreize, besondere Naturschutzleistungen für die Gesellschaft zu erbringen. Nicht selten lassen sich große Umweltwirkungen bereits durch kleine Anpassungen in der landwirtschaftlichen Erzeugung erzielen. Beratung zu den sich bietenden Möglichkeiten erhalten die Landwirte über die Untere Landwirtschaftsbehörde der Kreisverwaltung und das DLR Westerwald-Osteifel.

Juli Altgrasstreifen OG Niederahr

Ortsbürgermeister Jürgen Eulberg von Niederahr mit Landwirtin Katharina Müller am Altgrasstreifen im Grünland.