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Pflege und Neuanpflanzung von Streuobstwiesen – Ortsgemeinde Bilkeim

Streuobstwiesen mit hochstämmigen Obstbäumen unterschiedlichen Alters und Sorten bringen nicht nur schmackhaftes, lokal erzeugtes Obst auf den Tisch, sondern sind mit über 5.000 nachgewiesenen Tier- und Pflanzenarten einer der artenreichsten Lebensräume unserer Heimat und prägen seit Jahrhunderten die Kulturlandschaft des Westerwaldes. Durch die geringe Wirtschaftlichkeit im Vergleich zum Plantagenbau haben sie für die Lebensmittelherstellung keine nennenswerte Bedeutung mehr und mussten in der Vergangenheit oft dem Straßen- und Siedlungsbau sowie mancherorts den größer werdenden landwirtschaftlichen Geräten weichen. Auch die fehlende Nutzung und der Klimawandel haben besonders die ungepflegten Altbäume unter dem Gewicht der Misteln bei winterlichen Sturmereignissen auseinanderbrechen lassen oder sind verstärkt in den sommerlichen Hitzephasen auf Grund der fehlenden Wurzelvitalität abgestorben.

Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass die Streuobstwiesen in vielen Bundesländern auf der Roten Liste bestandsgefährdeter Biotoptypen in die Kategorie "von vollständiger Vernichtung bedroht" eingestuft sind. Seit 2022 sind Streuobstwiesen daher im Bundesnaturschutzgesetz bundesweit und seither nun auch in Rheinland-Pfalz unter §30 als "geschützte Biotope" eingestuft. Seit 2021 gilt der Streuobstanbau als immaterielles Kulturerbe der UNESCO.

Die Pflege von Streuobstwiesen spielt also zur Förderung und Erhalt der regionalen Biodiversität im Westerwald eine entscheidende Rolle. So engagiert sich die Ortsgemeinde Bilkheim durch die ehrenamtliche Streuobstwiesenpflege von Gemeinderatsmitglied Gregor Schwaderlapp seit mehreren Jahren für den Erhalt der alten Obstbäume rund um die Ortsgemeinde innerhalb der VG Wallmerod. Jedes Jahr im Frühjahr schneidet Schwaderlapp hierzu die Misteln und abgestorbene Äste aus den Altbäumen. "Die klimatischen Bedingungen haben sich für die Ausbreitung und das Wachstum der Misteln in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert, so dass man mit dem Rausschneiden kaum hinterherkommt und dauerhaft dran bleiben muss" weiß der ehrenamtliche Streuobstpfleger zu berichten. "Neben der Entfernung der Misteln und abgestorbener Äste sollte die Altbaumkrone insgesamt ausgelichtet werden, so dass wieder mehr Licht und Luft ins Kroneninnere kommen", ergänzt Naturschutzreferent Philipp Schiefenhövel von der Masgeik-Stiftung. Das vorhandene Grundgerüst sollte dabei erhalten bleiben. Durch den Fruchtbehang abgetragene Äste oder quer ins Innere wachsende Äste sollten entfernt werden. Insgesamt sollte man in der Kronenspitze und Peripherie stark und unten und im Kroneninnern mäßig zurückschneiden und möglichst große Schnitte über einen Astdurchmesser von 5 cm auf das nötigste reduzieren.

Landschaftsprägende sehr große Bäume, die man nicht mehr von der Leiter oder vom Boden aus schneiden kann, sollten aus Sicherheitsgründe nur mit Seilklettertechnik oder nur von einer auf Obstbaumschnitt spezialisierten Fachfirma geschnitten werden. Ein unsachmäßiger, drastischer Rund-Um-Schnitt kann mehr Schaden anrichten als man den Baum damit Gutes tut. Der Sanierungsschnitt von Altbäumen die über einen sehr langen Zeitraum nicht geschnitten wurden, sollte daher am besten über zwei bis drei Jahre erfolgen. So kann sich das physiologische Gleichgewicht zwischen Wurzel- und Kronenvolumen an die neuen Gegebenheiten anpassen.

Den starken Verfall der Altbaumbestände kann man durch Neuanpflanzungen versuchen zu schmälern. Dies sollte aber nur geschehen, wenn die fachgerechte Pflege, wie der regelmäßige Schnitt, die Pfahl- und Baumscheibenpflege, die Nährstoff- und Wasserversorgung der heranwachsenden Obstbäume gewährleistet ist. Auch hier ist Gregor Schwaderlapp für die Ortsgemeinde Bilkheim tätig und so konnten im Rahmen des Streuobstprojektes der Masgeik-Stiftung 17 junge Obstbäume in Bilkheim gepflanzt werden. Arbeit gibt es für Gregor Schwaderlapp also genug, der sich über Unterstützung bei seiner wichtigen Aufgabe sehr freuen würde.

Möchten auch Sie etwas für die regionale Biodiversität tun, dann nehmen Sie sich der Pflege der Altbäume Ihrer Heimatgemeinde an oder pflanzen und betreuen Sie eine Streuobstwiese.

2023 03 08 Bilkheim Streuobstwiesen