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KW45 - Was kostet die Welt?

Morgens ein belegtes Brötchen vom Bäcker, mittags den Salat aus dem Supermarkt und abends deftig in der Gaststätte schlemmen. Die Strecken zwischen den Mahlzeiten mit dem Auto zurücklegen und sogar die Lieblingsgetränke importieren lassen. Warum auch nicht? Denn was kostet schon die Welt!? Natürlich müssen wir uns bei der Frage nicht auf unsere kulinarischen Vorlieben beschränken. Schauen wir uns doch einmal unser Interieur an. Esstisch aus Mahagoni, die Terrassengarnitur aus Teakholz, der Fernseher aus Asien und die Couch aus Übersee. Warum auch nicht.

Was unsere Entscheidungen mit dem Klima zu tun haben?

Konsum ist über die Jahre zum Standard geworden. Wir kennen hier kaum noch Grenzen. Warum auch. Ist doch alles zu jeder Zeit und vor allem zu kleinen Preisen vorhanden. Der Grund ist ganz einfach: Die Natur schreibt keine Rechnungen, sie überlässt uns ihre Bodenschätze wie Wasser, Wälder, Böden oder die Luft absolut umsonst. Auch ihre Lebewesen zu Land oder zu Ozean senden uns keine Rechnungen, wenn wir weitere Flächen versiegeln, die Meere verschmutzen oder den Luftraum für uns beanspruchen. Und dennoch hat jede unserer Entscheidungen Einfluss auf unsere Umwelt, das Klima und damit auch auf uns. Erst mittlerweile sickert diese Erkenntnis auch in unser Bewusstsein. Immerhin fallen die Gegenstände des täglichen Lebens ja nicht vom Himmel. Bei jedem Kauf, den wir tätigen, bei jeder Anschaffung, müssen Ressourcen und Energie aufgewendet werden. Im weltweiten Vergleich ist Deutschland eines von vier Ländern mit dem höchsten CO2 Ausstoß. Im Jahr 2019 waren das unglaubliche 806 Millionen Tonnen! Den meisten von uns ist gar nicht bewusst, dass unser Handeln zu dieser enormen Summe beiträgt. In Deutschland haben wir einen pro Kopf Verbrauch von 9 Tonnen Kohlenstoffdioxid. Zum Vergleich in afrikanischen Ländern teilweise nur 0,7 Tonnen. Der Unterschied? Wir verbrauchen mehr Strom, fahren mehr Auto oder essen mehr Fleisch. Das Beängstigende? Niemand fragt sich wie wir diese Zahl reduzieren oder kompensieren können. Eine Möglichkeit ist tatsächlich unser Wald. Leider sind die Waldflächen bei uns so gering, dass Sie gerade einmal 10% der Summe ausgleichen können. Der Rest? Sammelt sich in der Atmosphäre an und führt zu einer weiteren Erwärmung der Erde.

Was kann ich tun?

Das hat sich auch Doris Frink, Ortsbürgermeisterin aus Hahn am See, gefragt: „Wir sind alle konsumorientiert groß geworden, mit einer Alleszujederzeit Mentalität. Dabei sollten wir anfangen Dinge nicht für selbstverständlich zu nehmen“. Selbst ist Doris schon seit Jahren im Naturschutzverein in Hahn am See. „Wir haben über 70 Mitglieder, die meisten sind hier mit Überzeugung Mitglied und nicht nur, weil es sich gut in der Vita macht.“ Eins der Projekte des Naturschutzvereins ist die Wildkräuterwiese im Dorf. Das Anlegen wurde dabei von den freiwilligen Mitgliedern in einer großen Aktion selbst übernommen. Die Wiese bedarf dabei einer besonderen Mahd, um den Wildkräutern Luft zu geben. Hier wird dann nicht einfach mit dem Mulcher drübergefahren (das schreddert Insekten), die Mahd ist in Hahn am See noch echte Handarbeit. Und an alle, die sich über die Wildkräuterwiese im Herbstkleid wundern: „Wir haben uns entschieden die Wiese nicht, wie üblich, noch vor dem Winter zu mähen. Die vertrockneten Blüten und die braun gewordenen Pflanzen bleiben mit Absicht stehen um den Insekten oder Lebewesen generell, Überwinterungsmöglichkeiten zu bieten, anstatt ihnen die Lebensgrundlage zu entziehen.“ Und genau das ist richtig. Denn vielleicht müssen wir Menschen einfach ein anderes Verständnis für Ordnung und Unordnung entwickeln. Es geht nicht darum romantisch anmutende Blumenwiesen herbeizuzaubern, es geht um echte Lebensräume. Sowas kann doch niemals unordentlich sein.

 kw45 Doris Frink

Doris Frink, Ortsbürgermeisterin aus Hahn am See