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KW29 - Die Schafe im Garten

Einmal Schafhirte sein. Ich glaube, das hat sich jeder von uns schon mal vorgestellt. Allein mit den Tieren in der Natur zu sein, die Ruhe genießen und einfach mal abseits des Trubels leben. Natürlich ist uns allen klar, dass ein Leben als Wanderschäfer keines Falls so romantisch ist, wie wir es uns vorstellen. Aber dennoch, die Faszination Schaf bleibt. Denken wir an Schafswolle kommen uns sofort Pullover oder Decken aus dem Naturmaterial in den Sinn allerdings sinkt die Nachfrage an dem Rohstoff Wolle immer weiter. Zum einen liegt das an den sich durch Konkurrenz drückenden Preisen auf dem Weltmarkt. Vor allem aber ist die Wolle aus Deutschland vergleichsweise grob. Ein Wettbewerbsmanko auf dem hart umkämpften Textilmarkt. Wohin aber nun mit dem natürlichen Rohstoff?

Was Schafswolle mit unserem Klima zutun hat

Schafsherden sind nicht nur schön anzusehen, durch die Beweidung leisten Schafe einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege. Sie erhalten Kulturlandschaften und unterstützen so die Artenvielfalt. Aber Wolle im eigenen Garten? Das klingt neu. Ist aber effektiv. Anstatt das nachwachsende Gut zu spinnen und zu Kleidung zu verarbeiten, kann die Wolle auch industriell aufbereitet werden und im Gemüsegarten Einsatz finden. Diese sogenannten Woll-Pellets werden von Gemüseproduzentinnen schon seit geraumer Zeit genutzt und finden nun auch Zugang zu uns Hobbygärtnern. Vorteile bringen die Pellets aus Schafswolle gleich zwei mit: Sie fungieren als Langzeitdünger sowie Wasserspeicher. Aber eins nach dem anderen. Dadurch, dass Schafswolle reich an gebundenen Mikronährstoffen ist, kann sie diese langsam an die Erde abgeben. Erste Versuche bestätigen eine Nährstoffverfügbarkeit von zehn Monaten. Die Pellets eignen sich demnach sehr gut als Langzeitdünger. Auch die Funktion als Wasserspeicher bringt den Hobbygärtnern unter uns viele Vorteile. In Trockenphasen sind unsere Pflänzchen so gut versorgt und die Pellets wirken wie ein Puffer durch ihre Speicherkapazität.

Was kann ich tun?

Ingo Hommrich aus Großholbach hält eine Schafsherde 70 Mutterschafen plus Nachzucht. Sein Tipp: Auch bei den Schafspellets auf Regionalität achten, denn nur dann werden unsere Schäfer im Kreis unterstützt. Und auch wirklich nachhaltig sind die Pellets nur, wenn die regionalen Aspekte berücksichtigt werden. So lässt Ingo Hommrich die Pellets in Nassau pressen, was die Transportwege sehr kurz hält. Und das ist lobenswert, denn Wolle, die in unserem Garten aus ökologischen Zwecken zum Einsatz kommt, sollte eher keinen 14.000 km Flug hinter sich haben. „Der Rohwollverkauf ist im Moment ein Verlustgeschäft“, erklärt Ingo Hommrich weiter. Da Corona bedingt viele Märkte abgesagt oder nur verkleinert abgehalten wurden, ist auch der Absatz von Wollprodukten gesunken. Die Folge: Webereien oder Spinnereien reduzieren ihre Abnahmemengen. Dies führt zu hohen Verlusten in heimischen Schäfereibetrieben. Aus diesem finanziellen Aspekt ist die Idee der Woll-Pellets geboren. Und die Idee kommt an!

 kw29 hommrich web

Ingo Hommrich aus Großholbach verarbeitet die Wolle seiner 70 Mutterschafe zu Pellets.